Gartenstauden

Buch-Rezension: Alte Staudenschätze

Der Ulmer-Verlag hat kürzlich das Buch  "Alte Staudenschätze: Bewährte Arten und Sorten wiederentdecken und verwenden"  heraus gebracht und mich um eine Rezension gebeten.
Das passt gut zu der Tatsache, dass der Ulmer dieses Jahr 150 Jahre alt wird.
Wer sich für Staudenzüchtung interessiert, wird seine helle Freude daran haben und auch die Details über die Geschichte der Pflanze aufmerksam lesen.
Aber auch Garten-Anfänger können sich bei der Auswahl geeigneter Pflanzen von den dort genannten bewährten Stauden-Arten und -Sorten inspirieren lassen.
Schließlich wurden die zum Teil schon seit Jahrhunderten auf Schönheit, Nützlichkeit und Robustheit selektiert.

Wenn Ihr den Titel "Alte Staudenschätze" lest, dann fragt Ihr Euch vielleicht, ob sich der Kauf des Buchs rentiert?

Ich finde, es rentiert sich durchaus und möchte Euch in dieser Rezension erzählen, wie ich zu dieser Einschätzung komme.

Schon bevor man das Buch gesehen hat, sticht der Name der Autoren in den Blick.
Staudenfreunden ist Dieter Gaißmayer sicher ein Begriff.
Er betreibt eine Staudengärtnerei in Illertissen im Allgäu.
Mich als Biogärtnerin freut dabei natürlich ganz besonders, dass es sich um eine biozertifizierte Gärtnerei handelt.
Ich hatte noch keine Gelegenheit, den Betrieb zu besichtigen und an einem der vielen Termine teilzunehmen.
Ich kenne aber die Webseite und auch da erkennt man das geballte Fachwissen, das jetzt auch diesem Buch zu Gute kommt.

Der zweite Autor ist Frank M. von Berger, der sich als Gartenjournalist einen Namen gemacht hat und natürlich selbst begeistert gärtnert.

"Alte Staudenschätze" Ulmer Verlag  Dieter Gaißmayer  und Frank M. von Berger "Alte Staudenschätze" Ulmer Verlag  Dieter Gaißmayer  und Frank M. von BergerWenn das Buch dann in der Hand liegt, freut man sich über die wertige Aufmachung.
Den äußeren Einband habe ich gleich zur Seite gelegt, damit er keinen Schaden erleidet und dabei den schönen Druck auf dem Inneneinband entdeckt.

Nun aber zum gewichtigsten Grund, das Buch zu kaufen:
Die Beschäftigung mit alten Stauden-Schätzen rentiert sich vor allem deshalb, weil diese bewährten Stauden in Generationen auf ihre Tauglichkeit und Robustheit geprüft wurden und einfach schön sind.
Es gibt dafür einen Begriff, der heißt „gartenwürdig“. Nie passt der Begriff so gut, wie bei diesen Pflanzen.
Man muss also kein Idealist sein und Freude an der Erhaltung alten Kulturguts haben, sondern profitiert auch als Anfänger davon, wenn man sich auf diesen Ausschnitt des riesigen Stauden-Sortiments beschränkt.

Da sind wir gleich bei der Frage, ob es nicht gewichtigere Kriterien bei der Auswahl geeigneter Stauden gibt?
Vor allem die Naturgarten-Fans unter den Lesern werden einwenden, dass manche der genannten Sorten gefüllte Blüten haben und damit nicht für Insekten interessant sind.
Wenn wir aber lesen, dass der gefüllt blühende Eisenhutblättrige Hahnenfuß Ranunculus aconitifolius 'Pleniflorus' bereits seit dem 16. Jahrhundert geschätzt wird, dann finde ich das Grund genug, auf diese Pflanze neugierig zu werden.

Nicht alle der genannten Stauden sind so alt und wir kommen schnell zu der Frage, ab wann gilt eine Staude ( bzw. Sorte) als „historisch“?
Im Buch ist eine historische Staude so definiert, dass sie seit mehr als hundert Jahren unverändert kultiviert wurde.

Den Begriff "Staude" muss ich hier ja wohl nicht näher definieren.
Auch unter den Halbsträuchern und Zweijährigen, Wildformen und Küchenkräutern finden sich „Alte Schätze“ die im Buch ihren Platz haben.

Seit wann werden Stauden züchterisch bearbeitet?
Schon sehr lange, das steht fest. Bereits die Schriftsteller der Antike haben darüber berichtet.
Im Buch ist das Thema angenehm kompakt  behandelt.
Wir lesen über die griechischen Mediziner und die Gärten des Mittelalters, die u.a. auch durch die Landgüterverordnung Karl des Großen geprägt waren.
Natürlich standen diese Gärten immer in engem Zusammenhang mit der Medizin, aber spätestens mit der Renaissance fing man an, zwischen Blumen, die wegen ihrer Schönheit gezogen wurden und Heilpflanzen zu unterscheiden.
Es kamen die ersten botanischen Gärten auf und im Buch sind auch die Botaniker genannt, die sich mit der systematischen Eindordnung der Pflanzen beschäftigten.
Die Botanischen Gärten wurden durch Pflanzensammler bestückt, die auf ihren Expeditionen fündig wurden und so sind die historischen Stauden auch häufig fremdländische Stauden aus Ostasien und später natürlich auch aus Amerika.

In Deutschland wurden die Arten und Sorten von Staudengärtnern weiter betreut, deren Namen zum Teil seit Generationen für Qualität stehen.
Ich nenne beispielhaft Georg Ahrends, weil ich mit dessen Nachfahrin Anja Maubach gemeinsam in Weihenstephan studiert habe. Sie betreibt das Familienunternehmen jetzt in 4. Generation.
Im Buch wird natürlich auch auf den Staudenzüchter Karl Forster und seine Bedeutung für historische Stauden eingegangen.

Wofür lassen sich nun historische Stauden besonders gut einsetzen?
Viele eignen sich als Schnittblumen. Manche sind einfach nur Hingucker mit panaschiertem Laub oder gefüllten Blüten.
Natürlich sind viele der Stauden für einen klassischen Bauerngarten geschaffen.
Und im Buch wird auch darauf eingegangen, welche als Heil- oder Gewürzpflanzen verwendet werden.

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"Alte Staudenschätze" Ulmer Verlag  Dieter Gaißmayer  und Frank M. von BergerDamit wären wir auch schon bei den Stauden-Portraits, die den größten Teil des Buches ausmachen.
Hier wird jede Staude mit Bild, botanischem Namen  und einem Kasten für schnelle Informationen sowie einem ausführlichen Text-Teil vorgestellt.
Im Informations-Kasten erfährt der Leser alles, was er wissen muss, um zu entscheiden, ob diese Pflanze für seinen Garten-Standort oder den gewünschten Einsatzzweck geeignet ist.

Im Text-Teil gibt es ausführliche Informationen zur Geschichte der Pflanze.
Es fallen viele Namen und Jahreszahlen und es werden einzelne Sorten oder abweichende Gattungen genannt, die besondere Bedeutung haben.
Auch Staudenfreunde, die sich nicht so im Detail für die Geschichte interessieren, finden hier zahlreiche Anregungen zur Gestaltung mit den Pflanzen und natürlich auch zur Pflege.

Undogmatisch werden zu den historischen Arten mit langer Garten-Geschichte auch modernere Sorten genannt, die noch keine 100 Jahre alt sind, aber gewisse Vorteile haben.

Am Schluss eines jeden Pflanzen-Portratis gibt es noch einmal einen kleinen Kasten mit einem besonderen Hinweis, der je nach Pflanze einfach nur interessant ist oder auch sehr wichtig, wie z.B.  Giftigkeit.

Die Stauden sind nach dem botanischen Namen sortiert.
Wer dabei nicht ganz sattelfest ist, findet hinten im Buch ein Register, wo man die Pflanzen auch mit deutschem Namen findet.

Im hinteren Teil werden die allgemeinen Informationen über die Verwendung der Stauden und Gestaltungsmöglichkeiten sowie Kauf und Pflege vertieft.
Naturgemäß fällt dieser Teil etwas knapp aus, weil der meiste Platz den einzelnen Pflanzen gewidmet ist.
Es ist nun mal kein Buch, welches dem absoluten Anfänger die Pflege der Stauden oder die Regeln der Gartengestaltung nahe bringt.
Dennoch wird in der kompakten Form alles Wesentliche angesprochen.

Abgerundet wird das Buch durch das Glossar, wo man Fachbegriffe, Bezugsquellen und weiterführende Literaturhinweise nachschlagen kann.

Mein Fazit:
Das Buch weckt absolute Lust, einen Garten-(Bereich) ausschließlich mit den genannten Stauden zu gestalten. Eine Eigenheit ist ja, dass die Sorten auch hervorragend harmonieren.
Wobei natürlich nicht außer Acht gelassen werden darf, dass auch die robusten historischen Sorten auf ihren Licht- und Bodenbedarf hin überprüft und in Lebensbereichen geordnet gepflanzt werden sollten.

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Alte Staudenschätze - Stauden-Portrait
Alte Staudenschätze - Umschlag und Innendruck
Alte Staudenschätze - Vorderseite im Detail
Alter Staudenschatz aus unserem Garten - Hemerocalis
Alter Staudenschatz aus unserem Garten - Japan-Anemonde
Alter Staudenschatz aus unserem Garten - Fingerhut
Hosta Lancifolia im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof
Auch das Leberblümchen gehört zu den alten Staudenschätzen.
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