Gartenstauden

25000 Euro Strafe wegen Anbau von alten Gemüsesorten?

Solche und ähnlich lautende Posts und Artikel grassieren gerade im Netz.
Meist kommen sie aus sehr dubiosen Quellen, wo jeweils eine von der anderen abschreibt.
Die Artikel sind meist mit Verschwörungstheorien gespickt.
Das Thema wird aus diversen Gründen sehr heiß diskutiert.
Ich versuche hier ganz kurz zusammen zu fassen und ein paar weiterführende Links zu nennen.

Stimmt es, dass man Strafe zahlen muss, wenn man nicht zugelassene Sorten anbaut?
Es ist nicht verboten, selbst alte Gemüsesorten nachzuziehen und man darf deren Samen auch verschenken oder damit tauschen.
Allerdings darf man das nicht Saatgut nennen.
Ich bitte jede(n), der/die nicht nur der Nachbarin ein paar Samen schenkt, sondern im größeren Stil über das Netz verschenkt oder tauscht, sich zu informieren, wie die rechtliche Lage ist, meine Aussage hier ist ohne jegliche Gewähr.

Es ist verboten, selbst gezogenes Saatgut ohne Genehmigung zu verkaufen (in den Verkehr zu bringen).
Dabei ist vollkommen unerheblich, ob das im privaten oder größeren Stil passiert.

Hier gibt es nähere Infos dazu:
https://www.agrarheute.com/management/recht/eigenes-gemuese-saatgut-verkaufen-erlaubt-514156

Landwirte dürfen übrigens selbst Saatgut aus alten, amtlich nicht zugelassenen Pflanzensorten herstellen und vermarkten.
Dies entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH).
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/landwirtschaft-eugh-erlaubt-den-handel-mit-alten-saatgutsorten-11817920.html

Wo kann ich mich informieren, wenn ich selbst alte Gemüsesorten anbauen möchte, um sie zu bewahren?
Es gibt einige Fallstricke, wenn man selbst Gemüse anbaut.
Fast alle sind unkritisch und man lernt aus Erfahrung.
Kritisch kann es nur werden, wenn sich z.B. Zierkürbisse mit essbaren Kürbissen kreuzen.
Zierkürbisse sind zumindest unverträglich, manche Leute reagieren richtig heftig darauf.
Diese Eigenschaft kann sich auf einen Kürbis übertragen, wenn man nicht sehr aufpasst und Fremdbestäubung ausschließt.

Wer den Anspruch hat, eine alte Sorte so zu bewahren, dass ihre guten Eigenschaften sicher erhalten bleiben, sollte sich etwas genauer mit der Materie beschäftigen.
Dazu haben sich unzählige Initiativen gegründet, denen man beitreten kann.
Man kann sich einfach nur auf der Homepage informieren oder auch mal Seminare vor Ort besuchen:

 
Hier gibt es einen Film zum Thema:

Wo bekomme ich sortenechtes (Bio-)Saatgut her, wenn ich mir den Nachbau nicht selbst zutraue?
Es gibt viele Motive dafür, nicht im nächsten Gartencenter Samen der bekannten Marken zu kaufen.

  • häufig handelt es sich um Hybrid-Saatgut, dass man nicht selbst vermehren kann
  • wenige Saatgut-Firmen haben heute ein Monopol und es ist ein verständliches Anliegen, dass man kleine Bio-Saatgut-Vermehrer unterstützen möchte
  • die gängigen Sorten sind oft auf Ertrag gezüchtet, gute Eigenschaften wie Robustheit oder Geschmack gehen dabei verloren.
  • Sorten-Vielfalt kann für kommende Generationen überlebenswichtig sein

Ich persönlich kaufe fast alles Saatgut bei einer der folgenden Firmen ein, weil ich sie unterstützen möchte.
Jeder, der sich damit beschäftigt hat, weiß, dass es ein sehr mühsames Geschäft ist.
Umso mehr, wenn man Saatgut zertifizieren lassen muss, um es verkaufen zu dürfen.
Die großen Saatgut-Monopolisten zahlen die Kosten aus der Portokasse.
Kleine Firmen, die sich z.B. bemühen, gutes Saatgut speziell für die Ansprüche des Bio-Anbaus zu züchten, tun sich da erheblich schwerer.

Hier eine Liste der Firmen, von den ich selbst kaufe, oder in meiner langjährigen Beschäftigung mit dem Thema in Interent-Gruppen Gutes gehört habe:
http://www.dreschflegel-saatgut.de
https://www.arche-noah.at/
http://www.bingenheimersaatgut.de
http://www.biogartenladen.de
http://biogartenversand.de/index.php
http://www.naturland.de/agro_gentechnik.html
https://www.zollinger-samen.ch
http://www.gartenrundbrief.de
http://www.prospecierara.de
http://www.sativa-rheinau.ch/
http://www.bund-lemgo.de/bio-saatgut.html
http://www.bantam-mais.de/wo-gibt-es-saatgut.html
http://www.samenbau-nordost.de/
http://www.nabu.de/oekologischleben/balkonundgarten/gartenelemente/00592.html  
http://www.ochsenherz.at/gaertnerhof.html
http://region-hannover.bund.net/themen_und_projekte/nutzpflanzenvielfalt/saatgut_von_samenfesten_sorten/
http://www.livona.de/einsatz-fuer-alte-und-seltene-sorten/
http://de.dawanda.com/shop/naturgarten-samen-aus-leipzig
http://www.samenfest.de/
http://www.magicgardenseeds.de/static/de_DE/site_de.html
http://www.blauetikett.de/samen-bio.html
http://www.vern.de
http://www.kraeutergarten-storch.de/
http://www.nutzpflanzenvielfalt.de/
http://www.freie-saaten.org/
http://www.reinsaat.co.at/
http://www.bio-saatgut.de/
http://www.culinaris-saatgut.de/home/
http://waldhof.steiner-institut.de/vertrieb.html
http://www.autarkewelt.de/shop/produkte/saatgut.html
http://www.garten-des-lebens.de/gemuese-und-saatgut/
http://www.gruenertiger.de/
http://www.irinas-tomaten.de
http://www.samenfest.at/saatgut
https://www.lilatomate.de

 

Und zu Guter Letzt ein Buch zum Thema, für die Leute, die näher in die Praxis der Saatgewinnung einsteigen wollen:

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